Frau Dr. Gisela Delventhal ist am 05.02.2019 friedlich verstorben.

Kortison EntzugBei  der Behandlung vieler Erkrankungen wirkt Cortison (oft auch Kortison geschrieben) segensreich oder sogar lebensrettend - falsch angewendet oder dosiert kann es fatale Folgen haben.
Die Bezeichnung Cortison leitet sich von dem lateinischen Wort Cortex=Rinde  ab, weil es ein Hormon ist, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Der Begriff hat sich für alle Arzneimittel mit der Wirkung dieses körpereigenen Hormons durchgesetzt. Es wurde 1935 entdeckt, und 1950 erhielten Kendall, Reichstein und Hench gemeinsam für die Aufdeckung seiner Struktur und seiner biologischen Wirkung den Nobelpreis für Medizin.

Bis zu  300 mg Cortison werden in Stress- oder Schocksituationen vom Körper produziert und ausgeschüttet und wirken so oft lebensrettend.

 

Cortison greift in den Zucker- und  Fettstoffwechsel sowie den Mineralhaushalt ein, unterdrückt allergische Reaktionen, verlangsamt eine beschleunigte Zellteilung, kann Hirnödeme verkleinern oder Übelkeit und Brechreiz nach Anwendung einiger Krebsmittel mildern. Es ist das stärkste entzündungshemmende Medikament, das wir kennen.

CortisonAus dieser Vielfalt der Eigenschaften ergeben sich  die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten, aber auch die der möglichen Nebenwirkungen.
Bei einer Funktionsschwäche der Nebennierenrinde wird das fehlende Hormon durch Tabletteneinnahme auf einen normalen Blutspiegel gebracht. Aus der Therapie rheumatischer, immunologischer oder Bluterkrankungen, des Asthma bronchiale, verschiedener Magen-/ Darmerkrankungen und bestimmter Nierenleiden ist Cortison nicht mehr wegzudenken. Wenn die Einnahme über längere Zeit und sogar in höherer Dosierung erfolgen muss, ist den möglichen Nebenwirkungen wie Blutzuckeranstieg, Stammfettsucht, Osteoporose oder Störungen im Mineralhaushalt strikt entgegenzusteuern.

Beim allergischen Schock, schweren  Arzneiallergien und einigen seltenen Hautkrankheiten ist die Gabe von Cortison als Spritze oder Tablette unumgänglich.  
Hautkrankheiten werden vorrangig örtlich mit cortisonhaltigen Salben, Cremes oder Gelen behandelt. In hartnäckigen Fällen, die meistens mit einer Verdickung der oberen Hautschichten einhergehen, wird durch Folienverbände eine Verstärkung der Wirkung erreicht. In Gesichts- und Genitalbereichen ist die Haut für Cortison besonders aufnahmefähig, und daher ist dort besondere Vorsicht angebracht.
Wenn cortisonhaltige Zubereitungen unsachgemäß angewendet werden, kann es zu einer Verdünnung der Haut, verbunden mit erhöhter Verletzlichkeit und Blutungsneigung kommen.
Es können sich Streifen (sog. Striae ), ähnlich den Schwangerschaftsstreifen bilden, die später verblassen, aber nicht mehr verschwinden.
Da Cortison die Blutgefäße in der Haut eng stellt, werden als Gegenreaktion des Körpers neue Äderchen gebildet, die dann als Netzwerk in den behandelten Bereichen zu sehen sind. Das ist ganz besonders im Gesicht fatal und deutet auf eindeutigen Missbrauch hin.
Blutungsneigung der Haut, leichter Verletzlichkeit nach CortisonmissbrauchIst ein Cortisonschaden eingetreten, ist  nach dem notwendigen Entzug mit einem Entzugsdelirium zu rechnen - je länger behandelt wurde, desto schlimmer. Die Haut reagiert wie ein süchtiger Alkoholiker, der ins Delirium kommt, wenn man ihm plötzlich den Alkohol entzieht.  Es muss also mit einer explosionsartigen Verschlimmerung der Hauterscheinungen gerechnet werden, und es dauert  einige Zeit, bis sich der Zustand normalisiert. Oft ist auch eine zusätzliche Gabe von Tabletten notwendig. Während dieser Zeit braucht der Patient ganz besondere Zuwendung und psychologische Betreuung.
In den letzten Jahren sind viele chemische Varianten des Cortison entwickelt worden, bei denen  Nebenwirkungen weitgehend reduziert worden sind.

Trotzdem gilt immer :

  • Nur, wenn andere Mittel nicht helfen!
  • Nur die erkrankten Stellen behandeln und nur so lange wie nötig!
  • Nicht plötzlich aufhören, langsam ausschleichen!