Frau Dr. Gisela Delventhal ist am 05.02.2019 friedlich verstorben.

Haarausfall Beim MannHaare haben eine große Bedeutung für das Wohlbefinden und die psychische Stabilität, denn das äußere Erscheinungsbild spielt eine große Rolle bei der Gesamtbewertung der Persönlichkeit. Haarverlust kann einen großen Leidensdruck auslösen, und deshalb ist es wichtig, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um diesen Zustand zu beheben.

Es gibt sehr viele verschiedene Formen des Haarausfalls mit unterschiedlichen Ursachen. Das Spektrum reicht von begrenzten Kahlstellen, z.B. als Narbenbildung oder Folge einiger Kopfhauterkrankungen, bis zum diffusen Haarausfall, bei dem eine gleichmäßig über den Kopf verteilte Lichtung der Haare eintritt.

Ständiger Zug durch straff nach hinten gezogene Haare (Traktionsalopecie) oder Druck, z.B. durch Hauben oder Helme, kann ebenfalls zu Haarausfall an den betroffenen Stellen führen.

Drei bis vier Monate nach einer Entbindung kommt es häufig zu einem diffusen Haarausfall, der sich meistens von selber reguliert.

Der Kreisförmige Haarausfall (Alopecia areata) ist eine Sonderform und wird deshalb gesondert abgehandelt.

Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gesetzt, und die Behandlung ist erfolgreicher, wenn die richtige Diagnose gestellt wird.

Für Haarausfall können sehr viele verschiedene Ursachen in Frage kommen und alle sollten abgeklärt werden.

Möglich sind z.B. eine Fehlfunktion der Schilddrüse, Zinkmangel, psychischer Stress, eine Störung des Immunsystems, chronische Erkrankungen, Infektionen, Röntgenbestrahlungen, Umweltgifte wie Schwermetalle, ferner Operationen, Vollnarkosen und bestimmte Medikamente (z.B. Chemotherapeutika bei Krebserkrankungen, Marcumar, Heparin).

Außerdem ist häufig ein Eisenmangel die Ursache. Falls das der Fall ist, genügt es nicht, einfach Eisentabletten einzunehmen. Es muss geklärt werden, wie es dazu gekommen ist.

  • Das kann von Darmbluten (sog. okkulte Blutung), von dem man nicht unbedingt etwas merken muss, kommen.
  • Es kann auch eine Unterversorgung bedingt durch die Ernährungsweise sein. Dies kommt häufig bei Vegetariern oder Veganern vor.
  • Bei Frauen kann der Eisenmangel auch durch eine verstärkte Regelblutung verursacht sein.

Es macht also Sinn, alle diese Faktoren bei Ihrem Hausarzt oder Internisten abklären und ggf. behandeln zu lassen. Falls die Untersuchungen keinen Hinweis auf die Ursache für den Haarausfall ergeben, sollte der nächste Gang zu einem Hautarzt sein.

Ab wann spricht man von Haarausfall?

Die allgemeine Meinung ist, dass man erst von einem Haarausfall reden sollte, wenn mehr als 100 Haare am Tag ausgehen. Aber man merkt selber, wenn man eindeutig mehr Haare verliert als üblich.

Haarausfall bei Männern:

Der genetische d.h. erbliche Haarausfall äußert sich bei Männern durch ausgeprägte Geheimratsecken, zurückgehendem Haaransatz oder Lichtung der Haare am Hinterkopf, der sog. Tonsur, bis hin zur Glatze. Fast immer findet sich in der männlichen Ahnenreihe jemand mit den gleichen Erscheinungen.

Haarausfall bei Männern GeheimratseckenHaarausfall bei Männern TonsurHaarausfall bei Männern Kreisförmiger Haarausfall

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Haarausfall bei Frauen:

Bei Frauen verbreitert sich der Scheitel und lichten sich am Oberkopf die Haare, also dem Bereich wo Männer ihre Glatze bekommen, so dass oft die Kopfhaut durch das lichte dünne Haar durchscheint.

Haarausfall bei Frauen verstärkter ScheitelHaarausfall bei Frauen  schütteres HaarHaarausfall bei Frauen

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Therapie:

  • Bei Mangelerscheinungen sollten Defizite ausgeglichen werden
  • Fehlfunktionen reguliert
  • Medikamente, die als Ursache in Frage kommen, wenn möglich, durch andere ersetzt werden
  • ursächliche Erkrankungen behandelt werden.

Einen guten Wirksamkeitsnachweis hat der Wirkstoff Minoxidil. Er wurde ursprünglich in Tablettenform zur Senkung eines zu hohen Blutdrucks eingesetzt. Es war eine Zufallsbeobachtung, dass bei den damit behandelten Patienten sich der Haarwuchs verbesserte. Die Wirkungsweise ist bislang ungeklärt. Daraus resultierte die Entwicklung einer Haartinktur und neuerdings auch eines Schaums zur äußerlichen Behandlung des Haarausfalls für Männer und Frauen in verschiedenen Konzentrationen. Eine systemische Wirkung, d.h. eine Senkung des Blutdrucks durch die lokale Anwendung dieser Produkte, ist nicht zu befürchten.

Leider übernehmen weder die gesetzlichen noch die privaten Krankenkassen die Kosten der Behandlung.

Tinkturen mit 17-alpha-Estradiol hemmen das Enzym Dihydrotestosteron, das zu Haarausfall führt und bewirken dadurch eine Verzögerung des Ausfalls.

Aus meiner Sicht macht eine Kombination beider Wirkstoffe Sinn, aber so ein Präparat ist nicht im Handel und muss vom Hautarzt individuell rezeptiert werden.

Für Männer gibt es mit Finasterid 1mg-Tabletten ein sehr gutes Medikament, den Haarausfall zu stoppen. Fast immer gelingt es, damit den bestehenden Haarbestand zu erhalten. Bei jüngeren Männer, bei denen der Haarausfall noch nicht so lange besteht gibt es auch Hoffnung auf Neuwachstum.

Finasterid wird seit sehr vielen Jahren in fünffacher Dosierung gegen die Prostatavergrößerung älterer Herren eingesetzt und hat ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil: Das Medikament ist in der Dosierung von 1mg weltweit zur Behandlung des erblichen Haarausfalls bei Männern zugelassen und hat in klinischen Studien einen guten Wirksamkeitsnachweis erbracht. Es wirkt nur, so lange es eingenommen wird, nach Abbruch der Behandlung setzt der Haarausfall wieder ein. Während der Familienplanung sollte Fenasterid nicht eingenommen werden.

Wenn der Haarausfall bei Frauen hormonell bedingt ist, kann mit einer entsprechenden Antibaby-Pille gegengesteuert werden, bei Frauen in der Menopause in Kombination mit Cyproteron oder falls sie keine Gebärmutter mehr haben auch nur mit Cyproteron.

Die Behandlung sollte in Absprache mit dem Frauenarzt erfolgen. Die Ursache ist eine Dysbalance im Hormonhaushalt oder bei älteren Frauen das Nachlassen der Eierstockfunktion, das zu einem relativen Überwiegen der männlichen Hormone am Haarfollikel und damit zum Haarausfall führt. Eine Hormonanalyse im Blut bringt selten zielführende Ergebnisse, da der Hormonspiegel nur im zirkulierendem Blut und nicht am Haarfollikel gemessen werden kann, sollte aber der Vollständigkeit halber gemacht werden.

Allgemeines:

Bei allen Behandlungen ist ein Erfolg, durch den Haarzyklus bedingt, erst nach 3 bis 6 Monaten zu erwarten.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Haartransplantationen, bei denen aus dem dichten Hinterkopfhaar Streifen oder Inseln entnommen und in die haarlosen Areale implantiert werden. Begrenzte Kahlstellen können mit Toupets kaschiert werden und eine allgemeine Lichtung der Haare durch Einweben von Echt- oder Kunsthaar, dem sog. Hairweaving, gemildert werden.

Häufige Irrtümer:

  • Wenn man die Haare kurz schneidet, wachsen sie dichter und kräftiger nach.
    Das stimmt leider nicht, es handelt sich nicht um einen Rasen, der Ausläufer treibt.
  • Häufiges Waschen fördert den Haarausfall.
    Es gehen immer nur die Haare aus, die sich in der Ruhephase befinden und auch unabhängig von der Haarwäsche ausgehen würden.
  • Färben und Dauerwelle führt zu Haarausfall.
    Dadurch können höchstens bei unsachgemäßer Anwendung die Haare geschädigt werden, auf das Wachstum hat es keinen Einfluss.
  • Männer mit Glatze sind potenter!
    Stimmt leider auch nicht.
  • Massieren der Kopfhaut fördert den Haarwuchs.
    Die Kopfhaut ist von Natur aus gut durchblutet.

Volles kräftiges Haar signalisiert Dynamik und Vitalität und spielt eine große Rolle dabei wie man vom Umfeld wahrgenommen wird. Es ist besonders für Frauen und deren Selbstsicherheit wichtig.

Wenn Männer mit einer Glatze gut leben können, ist das völlig ok!
Falls nicht, gibt viele Möglichkeiten die Ursache festzustellen und dementsprechend zu behandeln.

 

Die schematischen gehören der Firma Ogilvy Healthworld GmbH und sind uns netterweise für diesen Artikel zur Verfügung gestellt worden. Vielen Dank